E-Book-Lesegeräte

Einst wurden sie hoch gejubelt, dann tot gesagt. Jetzt kommen sie aber wirklich: die elektronischen Bücher. Dank der E-Ink-Technik konnten die grössten Nachteile der ersten Lesegeräte überwunden werden: Die neuen E-Books brauchen viel weniger Strom. Und der Bildschirm soll auch in der prallen Sonne problemlos lesbar sein.

Da ich im Rahmen meiner Lizarbeit eine Lesermarktforschung mit E-Books machen möchte, habe ich eine kleine Marktübersicht zusammengestellt. Noch sind die Angaben unvollständig; ich werde sie ergänzen, sobald mehr bekannt ist. Weiss jemand, ob noch andere Geräte in der Pipeline sind?

Kindle von Amazon: Eben gerade hat Amazon mit „Kindle“ ein erstes eigenes E-Book vorgestellt, das für 399 Dollar (445 Franken) in den USA verkauft wird. Noch ist unklar, ob und wann das Gerät in Europa erhältlich sein wird.
Mit rund 19 Zentimetern Höhe, 13.5 Breite und einer Dicke von knapp 2 Zentimetern ist das Lesegerät ähnlich gross wie ein Taschenbuch. Es wiegt rund 300 Gramm. „Kindle“ hat ein E-Ink-Display mit einer Diagonalen von 6 Zoll (15 Zentimetern). Darauf können insgesamt 600 * 800 Pixel in 4 Grautönen dargestellt werden; die Auflösung beträgt 167 Punkte pro Zoll. Gesteuert wird das Gerät über Tasten seitlich und eine Tastatur unter dem Bildschirm. Eine Akkuladung soll laut Amazon „für zwei Tage“ reichen.
„Kindle“ fasst „rund 800“ elektronische Bücher; der Speicher lässt sich per SD-Karte erweitern. Der Lesestoff wird direkt über das Gerät gekauft. Das Gerät greift dabei via einen US-spezifischen schnellen Datendienst des Handynetzes auf den Online-Shop zu. Der Preis für die Datenübertragung ist im Kaufpreis der digitalen Bücher bereits enthalten. Bei der Ãœbermittlung anderer Inhalte – etwa von Textdateien oder Blogeinträgen – kann eine Ãœbermittlungsgebühr fällig werden. Zusätzlich hat das Gerät noch eine USB-Schnittstelle.

iLiad von iRex Technologies: Vor einigen Wochen hat iRex Technologies, ein Spin-off von Philips in Holland, eine etwas überarbeitete Version des „iLiad“ vorgestellt. Technisch ist das Gerät jenem von Amazon überlegen, so weit man dies aufgrund der sehr knappen Angaben von Amazon derzeit beurteilen kann: Die Diagonale des E-Ink-Bildschirm des „iLiad“ ist mit 8.1 Zoll (20.6 Zentimeter) rund 5 Zentimeter länger als jene des „Kindle“. Entsprechend mehr Punkte können dargestellt werden: 768 * 1024 Punkte bei einer Auflösung von 160 Punkten pro Zoll. Laut Herstellerangaben sind 16 Grauschattierungen möglich – vier Mal so viele wie beim „Kindle“. Zudem kann das Gerät auch per Touchscreen gesteuert und sogar als „Notizblock“ eingesetzt werden. Eine Tastatur hingegen fehlt.
Für digitale Bücher, Zeitschriften, Bilder etc. stehen von den 256 Megabyte des internen Speichers 128 Megabytes zur Verfügung; der Speicher lässt sich zudem mit Speicherkärtchen erweitern. Der „iLiad“ kann via ein Funknetzwerk oder per USB mit Inhalten versorgt werden. Das Gerät läuft unter einem angepassten Linux. Derzeit versucht der Hersteller, die Gemeinde der freien Entwickler für eigene Projekte zu begeistern. Mit 949 Franken kostet der „iLiad“ derzeit 500 Franken mehr als der Konkurrent von Amazon.

Cybook von Bookeen: Das Pariser Unternehmen Bookeen hat in diesem Herbst die dritte Generation ihres „Cybooks“ lanciert. Dieses ist 19 Zentimeter hoch, 12 Zentimeter breit und rund 8 Millimeter dick, wiegt bloss 174 Gramm. Auf dem mit 6-Zoll-Bildschirm können 600 * 800 Punkte in einer Auflösung von 166 Punkten pro Zoll und vier Graustufen dargestellt werden. Auch dieses Gerät läuft unter einem Linux. Das Gerät kostet mit 350 Euro (573 Franken).

Fazit: Das technisch am weitesten entwickelte Gerät ist „iLiad“. Es ist aber viel teurer als die Produkte der Konkurrenz. iRex kommt vermutlich nicht um eine massive Preissenkung herum – und um starke Partner. Die beiden anderen Geräte gleichen sich im Bezug auf die technischen Merkmale. Allerdings verfolgt Amazon ein komplett anderes Marktmodell als die beiden Konkurrenten: Der Buchhändler setzt auf ein geschlossenes System à la iTunes/iPod.

Weitere Mitbewerber:

Reader von Sony: Der Nachfolger des „Librie“ ist bislang bloss in Asien und in den USA auf dem Markt. Nach einer mässig erfolgreichen Marktoffensive in Japan hat Sony 2006 die Lancierung in den USA gewagt.
Hanlin von Jinke Electronics: Auch das Hanlin V8 und V2 von Jinke Electronics aus China stammt noch aus dem letzten Jahr. Auch dieses Gerät hat ein 6 Zoll grosses, berührungsempfindliches E-Ink-Display, das 800 * 600 Punkte und vier Graustufen darstellen kann. Der Speicher kann per SD-Karte um bis zu einem Gigabyte erweitert werden. Es wird per USB-Kabel mit dem Computer verbunden.
Nuut: Auch das Unternehmen Nuut produziert elektronische Lesegeräte. Vermarktet werden diese in Europa offenbar derzeit nicht.

Aus dem Markt verschwunden sind derweil einige der E-Book-Pioniere: Das US-Unternehmen Franklin hat die Produktion des eBookMan 2002 eingestellt und konzentriert sich heute auf Übersetzungsgeräte. Gemstar bzw. vor dem Aufkauf Nuvo Media produzierte bis 2003 elektronische Bücher. Das Rocket Ebook wurde bereits kurz nach der Lancierung 1999 eingestellt. Und Handera hat die Produktion aller Handhelds eingestellt und konzentriert sich heute vorab auf Software-Entwicklungen.

4 Gedanken zu „E-Book-Lesegeräte“

  1. @ Rosmarie: Merci fürs Stüpfen — ich habe die Liste bislang nicht nachgeführt. Mittlerweile sind diverse neue Geräte angekündigt oder sogar lanciert worden. Eine Ãœbersicht habe ich in einem BZ-Artikel zusammengestellt. Beim Bebook, das du erwähnst, handelt es sich offenbar um ein — neu angeschriebenes — Hanlin V3.

    Wer detaillierte Daten zu den Geräten sucht, wird am ehesten im Wiki von MobileRead fündig.

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