Schabziger

Mänus Plädoyer in Ehren — mich hat der Schabziger einmal fast das Leben gekostet. Es war in der düsteren, feldgrünen Vorzeit, an die ich mich nur ungern erinnere und die ich erstaunlich erfolgreich verdrängt habe. Noch etwas verschlafen stand ich in der Reihe der Kameraden; die Schlaftrunkenheit sei mir verziehen, schliesslich begab sich, was ich zu erzählen habe, zu nachtschlafener Zeit lange bevor der Morgen graute. Eben hatte ich — wie jeden Tag — ein Chacheli mit der Brühe gefüllt, die sie Kaffee nannten, oder vielleicht auch mit einer Kelle der Flüssigkeit aus dem Kessel daneben, die als Schoggimilch bezeichnet worden ist, obwohl sie vermutlich weder noch enthielt. Ich legte sodann drei Stück leicht angetrocknetes Ruchbrot aufs Tablett. Und gerade als ich einen Löffel der süssen und weitgehend fruchtlosen Konfi nehmen wollte, die ich seit Wochen schon jeden Morgen aufs Trockenbrot strich, gewahrte ich den Käse. Käse! Nach all den Wochen gönnte man uns einmal Käse! Ich griff zu. Der Tag schien gerettet. Ich suchte mir einen Platz, setzte mich hin. Voller Vorfreude packte ich den Käse aus und biss beherzt und vielleicht fast etwas gierig hinein. Dann würgte ich.

Das war meine erste Bekanntschaft mit dem Schabziger. Meine Glarner Freundin brauchte Jahre, um mich von diesem Trauma zu heilen und mir den Schabziger zumindest homöopathisch dosiert in Form von Zigerhöreli wieder schmackhaft zu machen.