Es frohlocket das Herze. Es kribbeln die Beine. Der Frühling kommt. Das spürt der Berner Zeitungsblogger. «Lasset uns das Tanzbein schwingen», tippt er in seinen Computer — und erschrickt ab seinem Mute. Ach, wie leichtsinnig ihn der Frühling macht. Er kann ja gar nicht tanzen. Er hat es nie gelernt. Glücklicherweise hilft ihm Martin Vogler auf die Sprünge: Auf seiner Website erklärt dieser die Standardtänze Schritt für Schritt.
Hätte der Berner Zeitungsblogger nicht bald darauf Gary kennengelernt, er drehte sich noch heute im Kreise. Der Teenager Gary führte vor seiner Webcam zum moldawischen Gassenhauer «Dragostea Din Tei» einen Sitztanz auf. Schnell wie ein Virus verbreitete sich die Kunde vom Sesseltanz via die E-Mail-Konten gelangweilter Angestellter. Und nachdem das Portal Newgrounds.com das Filmchen gezeigt hatte, standen plötzlich die Medien beim Sitztänzer Schlange. Sogar die seriöse New York Times schickte einen Reporter, der Garys Grossvater beim Müll hinaustragen einige Statements entlockte. Und der Spiegel Online bat seine Leser zum Sesseltanz.
Gary aber findet den Rummel gar nicht lustig. Das Filmchen ist ihm peinlich. Er hat es satt, dass die Welt über ihn lacht. Aber nein, lieber Gary, tröstet der Berner Zeitungsblogger. Dein Sitztanz wird kult ähnlich wie das Lichtschwert-Gefuchtel des Star Wars Kid. Guck dir mal den Affentanz von Microsoft-Chef Steve Ballmer an. Ist das nicht peinlicher als dein kleines Sitztänzchen? Übrigens, fügt der Berner Zeitungsblogger leise hinzu, übrigens übe auch er jetzt das Sesseltanzen vorläufig im stillen Kämmerlein und ohne Webcam.
Meine Kolumne Weblog erscheint wöchentlich im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 23. März 2005 in der BZ sowie auf Espace.ch veröffentlicht. Einige Tage nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf borniert.com.