Die Fugen des Mozart

Nein, Mozart hat längst nicht die ganze Messe selbst geschrieben. Und nein, kaum etwas darin steht wirklich in c-Moll. Wer aber wissen will, wie Fugen bei Mozart klingen, kommt am Samstag vorbei.

Der Konzertchor Biel-Seeland, der Singkreis Bremgarten, ein Ad-Hoc-Chor, das Vokalensemble Vivace und das Bieler Symphonieorchester sowie die Solisten Barbara Locher (Sopran), Karin Stübi (Mezzosopran), Don Bernardini (Tenor) und Peter Brechbühl (Bass) führen unter der Leitung von Fred Graber die Grosse Messe in c-Moll von Wolfang Amadeus Mozart auf. Das Konzert findet am Samstag, 4. Juni 2005, um 20 Uhr im Kongresshaus Biel statt. Die Eintrittskarten kosten 52, 48 oder 35 Franken und sind erhältlich bei Lüthy Buchhandlung in Biel. Studierende erhalten im Vorverkauf eine Ermässigung von 10 Franken und am Konzertabend Restplätze für nur 10 Franken.

Egal ob selbst geschrieben und in welcher Tonart: Just listen to This.

Weblog: Nimm ihn einfach

«Benutze unsere Sachen, um deine daraus zu machen.» Verdutzt liest der Berner Zeitungsblogger die Ankündigung der BBC noch einmal. Tatsächlich: Die BBC verschenkt ihre Texte, Töne und Bilder. Der Zeitungsblogger darf bestimmte Meldungen und Fotos auf seiner eigenen Website veröffentlichen. Er darf sie mit anderen Inhalten ergänzen. Er darf damit ziemlich alles anstellen – solange er die BBC als Quelle nennt, die Inhalte nicht verändert, sie in keinen unziemlichen Zusammenhang stellt und sie wieder kostenlos veröffentlicht.

Weshalb verschenkt die BBC Inhalte, während andere Medien ihre Texte, Töne, Bilder abschotten und die Archive dicht machen, fragt sich der Zeitungsblogger. Früher habe die BBC die Innovationen Externer eher unterdrückt, liest er. Nun aber wolle sie die Efforts der Entwickler fördern. Sie sollen Neues ausprobieren. Das tun sie gerne: Sie haben sofort losgelegt. Einer hat ein Programm geschrieben, das die Verkehrsmeldungen an der richtigen Stelle auf einer Landkarte einträgt. Einer markiert mit seinem Programm automatisch diejenigen Länder, über die am ausführlichsten berichtet wird. Und einer stiefelt aus den Bildern der BBC ein Fotoalbum zusammen.

Während sich Lohnschreiber auf Redaktionen noch nachdenklich am Hinterkopf kratzen, bejubeln im Internet viele Blogger die BBC-Strategie als wahren Service Public. Und der Berner Zeitungsblogger? So etwas musste kommen, sinniert er – mit dem Erfolg der gemeinschaftlich entwickelten Computersoftware, mit Projekten wie der freien Enzyklopädie Wikipedia, mit all den Weblogs, mit neuen Urheberrechtsmodellen. Er gratuliert der BBC zu ihrem Mut. Doch, diese Strategie ist ihm sympathisch, tippt er nun – und verschenkt als kleine Hommage an die BBC diesen Text. Nimm ihn. Und mach’ mit ihm, was du willst.

Meine Kolumne Weblog erscheint wöchentlich im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 25. Mai 2005 in der BZ sowie auf Espace.ch veröffentlicht. Einige Tage nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf borniert.com.

Weblog: Reicht die Kapuze einer Mönchskutte?

Der Kumpan ruft an. Er wolle ins Kino, sagt er, und zwar mit anderen Kumpanen und mit dem Zeitungsblogger. Dieser freut sich. Er sei gerne dabei, sagt er voreilig. Prima, antwortet der Kumpan. Er werde schleunigst reservieren. Die Plätze seien knapp. Dem Zeitungsblogger dämmerts: Star Wars?, fragt er. Ja, sagt der Kumpan. Als er aufgelegt hat, wird dem Blogger bewusst: Soeben hat er sich einer eingeschworenen Truppe Sternenkrieger angeschlossen. Ausgerechnet er, der keinen Draht ins Star-Wars-Universum hat, er, der bloss eine der Episoden gesehen und als nicht mehr als eine Episode abgetan hat, er, der sich bislang vorab ab Sternenkrieg-Parodien wie den Ascimation-Buchstabenfilmchen, den Scherzen auf About oder den Kreisen, die das Lichtschwert-Gefuchtel des heute als Star Wars Kid bekannten Teenagers zog, amusierte. Doch zugesagt ist zugesagt.

Damit er im Kino nicht auf verlassenem Posten sitzt, macht sich der Berner Zeitungsblogger in der Wikipedia schlau, sucht in der Filmdatenbank, schmökert im Weblog Movietab und landet dann auf der offiziellen Star-Wars-Website. Dort findet er kurze Zusammenfassungen zu den einzelnen Episoden. Wenn schon Star Wars, dann richtig, redet sich der Zeitungsblogger ein, holt sich eine Lichtschwert schwingende Kreatur als Hintergrund auf den Bildschirm, wühlt im breiten Fanartikelsortiment, guckt sich den Trailer an. Dann surft er durch die Diskussionsforen der Fans, macht Halt auf Star Wars Board, The Force, Jedinet und in der Usenet-Diskussionsgruppe de.rec.sf.starwars. So, findet der Zeitungsblogger, jetzt sei er gerüstet für den Kinobesuch.

Da ruft der Kumpan wieder an. Ob er vorher erwähnt habe, dass der Kinobesuch verkleidet stattfinde, fragt er scheinheilig. Der Zeitungsblogger schluckt leer. Seine Verzweiflung wächst. In wessen Haut soll er schlüpfen? Soll er eine Mönchskutte überziehen und sich Jedi-Ritter nennen? Soll er sich noch als Anakin verkleiden oder bereits als Darth Vader? Soll er zur Padmé mutieren? Und wie sehen die Figuren aus? Der Zeitungsblogger sucht Hinweise in den Texten auf Starwars-Chroniken, Epilog, Starwars-Union und im Star-Wars-Wiki. Und trotzdem ist er unsicher. Was muss er anziehen, um im Kino nicht ausgelacht zu werden? Möge die Macht mit mir sein, fleht er sternewärts – und hofft nun auf Anregung und Fotos von verkleidungsgeübten Star-Wars-Fans.

Meine Kolumne Weblog erscheint wöchentlich im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 18. Mai 2005 in der BZ sowie auf Espace.ch veröffentlicht. Einige Tage nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf borniert.com.

Weblog: Im Freudentaumel

Die Büro-Gspänli rieben sich die Augen: Der Berner Zeitungsblogger tanzte. Er tanzte mit seinem iPod, freudentaumelte durch die Schreibstube – zu den Songs, die er sich für je eineinhalb Franken aus dem soeben gestarteten iTunes-Musikladen geholt hatte.

Der Zeitungsblogger tanzte – etwas ungelenk, wie die Büro-Gspänli spotteten. Sein iPod ist wohl zu lange stumm geblieben. Allzu umständlich schien es dem Zeitungsblogger, ins Musikgeschäft pilgern und eine CD kaufen zu müssen, um einzelne Songs auf den Rechner und dann auf den iPod laden zu können. Zwar hätte er vermehrt Musik in Tauschbörsen beschaffen können. Doch dabei war ihm nie wohl zumute gewesen, obschon ihm Kollegen versichert hatten, Piratenjäger könnten ihm keinen Strick drehen, solange er nur Musik kopiere, nicht aber anbiete. Zu geklauter Musik mochte der Zeitungsblogger ganz einfach nicht tanzen. Kaufen konnte er online aber auch keine – weder bei Coca Cola, noch bei Migros Nr. 1, Migros Nr. 2 oder bei Sonys brandneuem Shop Connect: Der iPod goutiert das Format der Konkurrenz nicht. Nur beim Nischenanbieter One2joy fand der Zeitungsblogger Musik, und beim umstrittenen, aber technisch überzeugenden Portal All of MP3, wo er die Qualität ordern kann, die er will: Komprimierte Songs kosten weniger als solche in bester Tonqualität. Musik extra für den iPod gab es bislang nicht. Die Schweizer mussten zuschauen, wie Andere mit dem iPod tanzten. Als sie allzu eifersüchtig wurden, forderten sie Apple in einer Online-Petition zum Vorwärtsmachen auf. Auch der Zeitungsblogger ärgerte sich – und tanzte nicht.

Heute aber freute er sich, tanzte quer durch die Schreibstube, bis dies der Kollegin vis-à-vis zu bunt wurde und sie mit Vehemenz den Stopp-Knopf seines iPod drückte. «Bevor du auch noch zu singen anfängst…», raunte sie und befahl dann streng: «Schreib, Zeitungsblogger, schreib.»

Et voilà.

Meine Kolumne Weblog erscheint wöchentlich im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 11. Mai 2005 in der BZ sowie auf Espace.ch veröffentlicht. Einige Tage nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf borniert.com.

Weblog: DAS NETZMAGAZIN.

Der Berner Zeitungsblogger staunt. Er staunt über das Engagement der Jungen. 120 Autorinnen und Autoren – die meisten sind zwischen 18 und 25 Jahre jung – schreiben im Internet ein Magazin, ehrenamlich. Soeben ist ihr Werk nach einem Relaunch in einem neuen Layout veröffentlicht worden. Früher erschien das Online-Magazin ressortweise alle vier Tage. Heute erscheint es am 3. jedes Monats komplett neu. Früher hiess es Plebs, heute heisst es Netzmagazin – oder besser: DAS NETZMAGAZIN. Und zwar gross geschrieben und mit Punkt. Darauf besteht Reeno. Er ist Chefredaktor, Layouter und der geistige Vater von DAS NETZMAGAZIN. Weshalb sich so viele Autoren dafür engagierten, will der Zeitungsblogger wissen. Die Arbeit bei DAS NETZMAGAZIN. sei ein gute Möglichkeit, den Beruf des Journalisten kennenzulernen, erklärt Reeno. Hier dürften sie – für eine fast professionell produzierte Publikation mit Redaktionsschlüssen, einer Bildredaktion und einem Lektorat – erste Schreibversuche wagen, experimentieren und auch Fehler machen. Wie viel Zeit er persönlich in das Hobby investiere, fragt der Zeitungsblogger. Täglich acht Stunden – abends nach Feierabend im Geschäft, sagt Reeno. Der Berner Zeitungsblogger ist sprachlos. Das Online-Magazin sei halt seine Passion, führt Reeno aus. Es sei beliebt: Monatlich würde die Website 30000 Mal angesurft; die Nutzer schauten sich durchschnittlich drei Seiten an. Beeindruckend, findet der Zeitungsblogger, der den Wetteinsatz aus der Kolumne von letzter Woche – durch den Murtensee zu schwimmen – aus Mangel an Zugriffen auf seine Website nicht wettmachen muss.

Doch zurück zu DAS NETZMAGAZIN. So etwas ist in der Schweiz einmalig, vermutet der Berner Zeitungsblogger. Zwar kennt er viele andere Online-Publikationen: Ab und zu liest er etwa in der Netzeitung, der ersten reinen Online-Zeitung mit Vollredaktion aus Deutschland. Ab und zu schmökert er auf Indymedia in jenen Geschichten, an denen sich Andere nicht die Finger verbrennen wollen. Ab und zu liest er im Medienheft oder bei Die Gegenwart Hintergründiges zu den Medien. Ab und zu stübert er im Online-Magazin Telepolis. Fast täglich ackert er sich durch die Techniknachrichten des Heise Newstickers, ab und zu auch durch jene von Slashdot oder Symlink. Dass aber junge Erwachsene über Jahre hinweg ein ganzes Magazin gestalten, das imponiert dem Weblinkschreiber. Komisch, denkt er plötzlich – komisch, dass er seine Brötchen ausgerechnet mit dem Lob des nicht kommerziellen DAS NETZMAGAZIN verdient. Und er setzt einen Punkt.

Meine Kolumne Weblog erscheint wöchentlich im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 4. Mai 2005 in der BZ sowie auf Espace.ch veröffentlicht. Einige Tage nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf borniert.com.