Zu viel altes Papier

Es ist geschafft: Das Altpapier ist gebündelt. Es war dringend nötig, denn trotz unseres praktischen Kalenders hatte ich die Entsorgung zwei, drei Mal verpasst.

Viel altes Papier, sauber gebündelt

Schätzungsweise einen Fünftel des Altpapiers könnte ich einsparen, wenn ich den Anzeiger abbestellte, sinnierte ich, als ich die Bündel schnürte. Doch das Abbestellen des nicht Bestellten ist kompliziert geworden: Während früher ein einfacher Vermerk am Briefkasten genügte, muss man den Verzicht heute offenbar per schriftlicher Mitteilung kundtun, wie er schön zusammen gestellt hat.

Ich drucke das von „Ensuite“ bereit gestellte Formular aus, überlege es mir dann aber doch anders. Ich würdige in den nächsten Wochen zuerst noch den beigelegten Veranstaltungskalender. Das Verzichtsformular bewahre ich bis dahin auf.

Fast ein bisschen Ferien

Das war ein Glückstreffer: Schöner hätten die drei Tage, die wir in der Ferienwohnung an der Lenk verbracht haben, nicht sein können. Die Sonne schien, die Temperatur war mild, der Schnee noch nicht allzu faul. Trotzdem: Es wird Zeit, dass es wieder kälter wird und neuer Schnee die Grasflecken und Steine zudeckt. Der Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen: In diesen Minuten beginnt der Wind um die Hausecke zu pfeifen.

26 Schtung…

I bi erwachet hütt am Morge u ha grad dr Sunneuntergang gseh. Und i chönnt nid säge, öb i 26 Schtung lang bi furt gsii oder zwe.

Neiiin, Kuno, da schreibst du einen solch stimmigen Text – und machst ihn mit einem einzigen Numerale kaputt. Wenn du auf „Haubi Songs“, der neuen „Züri West“-CD, zwe Schtung singst, tschudderet es mich – und die Freude am Song ist dahin. Das Numerale zum weiblichen Nomen Schtung muss zwo heissen. Zum Illustrieren: Es isch nid ds Glyche, öb zwe oder zwo oder zwöi mitenang i ds Bett göh. Ich weiss: Auch manche Radiosprecher bekunden Mühe mit Zahlwörtern. Du aber hast drei Jahre lang Zeit gehabt. Gibt es, lieber Kuno, in der Musikbranche keine Lektoren? Wenn du willst, chum i nächschts Mau verbii, zum tschegge i welem Zuestand diner Tägschte denn si.

P.s.: Besser als ich könnte vermutlich er weiter helfen.

Singende Trommeln

Am Mittwoch habe ich den Gutschein aus dem letzten Adventskalender-Päkli eingelöst: Wir haben das Bee-Flat-Konzert des Schlagzeugers Pierre Favre in der Turnhalle besucht. Pierre Favre liess sich von Frank Kroll an Sax und Bassklarinette begleiten, von Philipp Schaufelberger an der Gitarre sowie Bänz Oester an der Bassgeige und Wolfgang Zwiauer an der akustischen Bassgitarre.

Bis die Band in Fahrt kam, dauerte es etwas. Zu Beginn schienen die Musiker – mit Ausnahme von Favre, der jeden einzelnen Akzent intus hatte – an den Noten zu kleben. Offensichtlich waren die ersten beiden Stücke etwas gar komplex und kopflastig – oder aber zu schlecht eingeübt: In einigen Unisono-Stellen liefen die Melodiefetzen auseinander. Einen kurzen Augenblick lang wackelte das eine Stück gewaltig. Einmal wartete ausgerechnet Pulsgeber Favre einen Sekundenbruchteil auf seine Mitspieler. Ein klassisches Schlagzeug anstelle der stark singenden Ethnotrommeln sowie einen statt zwei Bassisten hätte für mehr Präsenz und Transparenz sorgen können. Im dritten Stück hat sich die Band dann gefunden. Favre trieb das Ensemble voran, zusammen mit den beiden Bassisten mit ihren schnellen, repetitiven Läufen. Die Bläser- und Gitarrensolos waren mitreissend. Nach der Pause ging der Höhenflug mit „Kolibri“ weiter. Gefallen hat auch die melodiöse, weniger komplexe und vermutlich spontan dargebotene erste Zugabe. Der Höhepunkt des Konzerts war aber die zweite und letzte Zugabe: Pierre Favre zückte in einem Solo fast jeden erdenklichen Schläger und führte uns eindrücklich vor Ohren, wie vielfältig ein Schlagzeug klingen kann.

Steckdosen im Bahnwagen

Ausnahmsweise bin ich mal mit offenen Augen durch die Welt gestolpert. Und da ich mich über meine kleine Entdeckung so gefreut habe, will ich meine Meldung auch Nichtzeitungslesern nicht vorenthalten. 😉

SBB
Steckdosen in Bahnwagen
Die SBB installieren in allen Abteilen der Langstreckenzüge Steckdosen – auch in der 2. Klasse. Seit Dezember sei ein mit Steckdosen ausgestatteter Prototyp unterwegs, bestätigt SBB-Mediensprecher Roland Binz eine Nachfrage dieser Zeitung. Ein Laptop-Signet an der Türe dieses Wagens macht auf die Stromanschlüsse aufmerksam. Die Steckdosen befinden sich in jedem Abteil oberhalb des Fensters. „Stromanschlüsse sind ein grosses Bedürfnis auf längeren Strecken – zunehmend auch bei Nicht-Geschäftsreisenden“, sagt Roland Binz. Bis aber alle Wagen ausgestattet sind, wird es noch mehrere Jahre dauern: Die SBB bauen die Stromanschlüsse ab Sommer während Grossrevisionen nach und nach in die Doppelstockwagen IC2000 und die einstöckigen „Einheitswägen IV“ ein. Bislang sind einzig die Business-Abteile in der 1. Klasse mit Steckdosen ausgestattet. Einzelne, etwas versteckt angebrachte Anschlüsse gibt es zwar in diversen aktuellen Wagen. Die SBB warnen aber vor dem Gebrauch: Stromspitzen könnten die angeschlossenen Geräte beschädigen. mbb

Stiebende Abfahrt mit 368.2 Stundenkilometern


Größere Kartenansicht

Gestern waren wir auf den Skis. Knapp 50 Kilometer sind wir mit einer Halbtageskarte (46 Franken) gebolzt. Das ergibt einen Kilometerpreis von 92 Rappen. Wir werden versuchen, den Preis nächstes Mal noch etwas zu drücken – indem wir zu Beginn keine wertvollen Minuten verschenken und indem wir mehr Tempo machen. Apropos: Die Höchstgeschwindigkeit betrug schätzungsweise 70 Stundenkilometer; bei den angezeigten 368.2 Stundenkilometer tippe ich mal eher auf einen Fehler des GPS-Geräts…

Geschwindigkeitsprofil vom Skitag

P.s.: Da er tat, musste ich auch nochmals. 😉

Blue Lips Club

Wir hatten uns sehr auf das Konzert gefreut: An einem Sonntag im Dezember wollten wir Mina im Blue Note Club in Biel hören gehen. Zwar waren laut der Website bloss noch Stehplätze zu haben – offenbar zum selben Preis wie die Sitzplätze. Doch egal, wir wollten Mina hören, reservierten wie geheissen per Nachricht auf dem Telefonanrufbeantworter und freuten uns sehr.

Am betreffenden Sonntag stiegen wir um 19.12 Uhr in den Zug, fuhren nach Biel und marschierten schnurstracks zum Konzertlokal. Vor dem Club hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Um 19.50 Uhr stellten wir uns hinten an. Bald schon begannen wir an diesem zugigen Abend bei Temperaturen unter Null Grad zu frieren. Wir warteten und warteten. Sollte die Türe nicht seit 19.30 Uhr geöffnet sein? Sie war es, stellten wir 10 Minuten später fest. Am Kopf der Schlange, die nicht etwa bis direkt vor die Tür sondern rund zehn Meter weniger weit reichte – also gerade nicht bis in den Windschatten des Gebäudes -, an diesem Kopf der Schlange stand ein Angestellter in einer dicken wollenen Jacke. In seinen Handschuhen hielt er eine mehrseitige Namensliste. Er fragte die vordersten Leute nach ihren Namen, prüfte jeden genau, liess dann die betreffenden Leute passieren, hängte die Absperrkordel wieder ein, fragte nach dem nächsten Namen, prüfte auf seiner Liste, schritt zum Eingang – wohl um nachzusehen, ob die Vorgänger bereits bezahlen konnten -, kam dann zurück und liess die nächsten zwei, drei Leute passieren. So kriegte er pro fünf Minuten schätzungsweise drei Leute an die Wärme.

Wir warteten und warteten. Nach rund einer halben Stunde an der Kälte standen wir schliesslich schlotternd vor dem Pförtner. Er fragte nach dem Namen, überflog kurz die Zettel in seinen Händen – und schickte uns weg. Wir stünden nicht auf der Liste, bescherte er uns. Wir erklärten ihm, dass wir vor zwei Tagen per Telefon reserviert hatten. Es half nichts. Wir müssten halt warten und schauen, ob noch zwei Plätze übrig blieben, sagte er. Die Schlange reichte mittlerweile über den halben Platz.

Wir warteten – zusammen mit einigen Anderen: Auch bei ihnen hat die Reservation offenbar nicht geklappt. Wie weitere Besucher erzählten, bestätigt der Club Online- und Telefonreservationen nicht. Und offenbar geht bei diesem dilettantischen Reservationssystem auch die eine oder andere Anmeldung verloren. Knapp zehn eisige Minuten und ein kleines Wortgefecht mit dem Pförtner später marschierten wir enttäuscht davon und versuchten uns mit einer heissen Schokolade im Rotonde zu wärmen und zu trösten.

Zwei Tage später legte mich eine starke Erkältung fast lahm. Mina habe ich seither nicht mehr gehört. Und im Blue Notes Club buche ich nie mehr.

P.s.: Andere sind offenbar hinein gekommen.

P.p.s: Mein Vorsatz fürs nächste Jahr? Ich warte nicht mehr 14-Tage, bis ich endlich blogge…