Zum Geburtstag des World Wide Web

Heute hat das Radio meinen ersten eigenen „Aufsager“ ausgestrahlt. Bevor es aber soweit war, musste ich zurückbuchstabieren: Der Text, den ich geschrieben hatte, war viel zu lang. Und so musste ich – mit dem Ticken der Uhr im Nacken – etwa die Hälfte wegkürzen.

Da ich im eigenen Blog auch mal länger brabbeln darf, gibts hier den Beitrag zum 15. Geburtstag des World Wide Web in voller Länge.

Im Praktikum

Mein Praktikum ist zu Ende; nach dem Wochenende gehts zurück zur Zeitung. Je zwei Wochen lang durfte ich einen Blick hinter die Kulissen von TeleBärn und Capital FM werfen. Ich erhielt dabei einen spannenden Einblick in die Arbeit bei audiovisuellen Medien.

Bei TeleBärn profitierte ich von einer ausführlichen Einführung in die Arbeit des Video-Journalisten. Am Ende des Praktikums habe ich schliesslich einen eigenen Beitrag gestalten können. Bei Capital FM konnte ich auf der Nachrichtenredaktion mitlaufen und viele praktische Erfahrungen sammeln. Ein Highlight war die Realisierung des Berichts zur neuen Ausstellung im historischen Museum.

Vielen Dank den Teams von TeleBärn und Capital FM für die Unterstützung. Die Praktikumstage bei euch waren spannend, intensiv und lehrreich.

Endlich Frühling

Auf dem Weg nach Thun

Eigentlich wollten wir bloss für einige Minuten an die Sonne. Schliesslich pedalten wir bis nach Thun. Und dort blieben wir, bis die Sonne unterging. Denn diese schien so warm, und die Berge waren zum Greifen nahe.

Apropos: Auf unserem Weg hätten laut dem Strassenschild auch Motorräder fahren dürfen, allerdings mit einer gewichtigen Einschränkung…

Motorrad

Vor 10 Jahren: "Ich war Lehrer"

Noch während der Rekrutenschule blickte ich in einem Artikel für das „Megazin“, die Schülerzeitung des Seminars Hofwil, zurück auf meinen Werdegang zum Lehrer.

Von Provokateuren und Schockierten

„Ich war Lehrer“, pflege ich zu antworten. Man versucht dann jeweils mit erstaunt geöffneten oder fragend zusammen gekniffenen Augen meinen Gesichtsausdruck zu ergründen, scheitert aber an der unbeweglichen Fassade meines ernsten Gesichtes. Der Kehlkopf senkt sich, um unverzüglich wieder hoch zu schnellen. „Weshalb: ‚war Lehrer‘?“

Leicht benommen hielt ich den Hörer noch immer in der Hand, als bereits das Besetztzeichen ertönte. Langsam hängte ich ihn wieder ein und rappelte mich auf. Ich liess den Abend nochmals Revue passieren, ärgerte mich ob meinen Fehlern. „Nun bin ich Lehrer“, dachte ich und sagte es kurz darauf meinen Eltern. In jener kalten Frühsommernacht hatte ich den Bescheid erhalten, die Schulkommission von W. hätte mich im Anschluss an das Vorstellungsgespräch und nach eingehender Diskussion gewählt. „Nun bin ich Lehrer“, dachte ich.

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Was ich anzog, wählte ich genau aus: das T-Shirt mit dem farbigen Motiv, das gut zu der Vorstellung meiner Hobbys passte, die schwarzen Jeans, die gepflegter aussahen als die verwaschenen blauen. Die letzte Nacht hatte ich kaum geschlafen. Ich war angespannt, als ich am Montag mit der Klasse zu arbeiten begann. „Nun bin ich Lehrer“, dachte ich.

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Angestellt war ich zwar als Lehrer. Dass ich aber noch nicht Lehrer war, merkte ich bald. Bislang war ich zum Beispiel dem Rauchen relativ tolerant gegenüber gestanden. Nun hätte ich mich plötzlich entsetzt zeigen und repressiv reagieren müssen. Die Schülerinnen und Schüler wollten durch ihr Rauchen provozieren, wurde mir gesagt. Als Lehrer muss ich mich provozieren lassen, begriff ich mit der Zeit.

Denn: Begehrt niemand auf, können Provokationen immer stärker und extremer werden und schwerwiegende Folgen haben. Als Lehrer muss ich Grenzen setzen. Viele Kinder scheinen in einer Zeit, in der gesellschaftliche Normen mehr und mehr verschwinden, vermehrt wieder „Leitplanken“ zu brauchen. Der Lehrer setzt zusammen mit den Eltern und der Schule diese Leitplanken. Entsprechend bedeutet Lehrer zu sein nicht bloss, Schülerinnen und Schüler zu unterrichten; die Vermittlung von Wissen allein macht den Lehrer nicht aus. Lehrer zu sein bedeutet häufig auch zu erziehen. Der Lehrer darf nicht bloss „Lernpartner“, sondern muss auch „Konfliktpartner“ für die Kinder sein.

Der Junglehrer hat sich innerhalb weniger Wochen (den Sommerferien nämlich) von der Rolle des Schülers loszusagen und in die Rolle des „Konfliktpartners“ zu schlüpfen. Innerhalb kürzester Zeit vom Provokateur zum Schockierten, vom Schüler zum Lehrer zu werden, ist ausserordentlich schwierig.

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Ich war kein Lehrer. Es war nicht diese neblige Frühsommernacht, die mich zum Lehrer machte; zum Lehrer wurde ich erst viel später. Diese Nacht hat nichts verändert. Sie hat bloss den Anstoss zu Veränderungen gegeben. Mir wurde damals bestätigt, dass ich Lehrer werden könnte. Auch am ersten Schultag war ich noch nicht Lehrer. Während der Sommerferien fehlten mir Zeit und Gelegenheit, Lehrer zu werden. Doch gegen Ende meiner Anstellung hatte ich immer stärker das Gefühl, Lehrer zu sein.

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Heute bin ich nicht mehr Lehrer. Die halbjährige Stellvertretung ist abgeschlossen. Ich bin Rekrut – wieder in der Rolle des Schülers und Provokateurs -, sehe wie meinen Vorgesetzten gelehrt wird, was ich gelernt habe und amüsiere mich insgeheim ob der simplen Tricks der vaterländischen Pädagogik.