Der Kulturminister bläst den Blues — und alle stimmen ein

Diskussionsrunde zum Kulturförderungsgesetz mit Felix Müri, Aline Trede, Diskussionsleiterin Brigitte Mader und Hans Läubli (v.l.).

Gestern an der Kultursession: Der „Kulturminister“ Dominik Riedo bläst auf der Tuba den Blues. Er wird dabei von seinem „Staatssekretär“ Adi Blum am Akkordeon unterstützt. Bald stimmt auch Simon Chen, Moderator an diesem Abend, mit einer melancholischen „Summertime“-Variation in den Blues ein. Später werden es ihm die Politiker gleich tun.

Vor der politischen Session kommt aber die Kultur: Das literarische Pop-Duo Fitzgerald & Rimini begrüsst die gut 30 Zuhörerinnen und Zuhörer, die trotz der Spiele der Fussball-Europameisterschaft ins Alte Schlachthaus nach Bern gekommen sind, mit einer skurrilen Miniatur für Stimme, Bass und türkische Bierdose. Dann leitet Moderator Simon Chen mit einer spitzzüngigen Glosse zum Thema des Abends über: dem Kulturförderungsgesetz, das derzeit vorbereitet wird.

„Was könnte das Gesetz leisten?“, fragt Radiojournalistin Brigitte Mader, die Leiterin der „Wahlrossrunde“. „Das Gesetz könnte dem Bund die Möglichkeit geben, eine aktive Kulturpolitik zu betreiben und die soziale Sicherheit der Künstler zu erhöhen“, sagt Hans Läubli, Geschäftsführer von Suisseculture. Bislang liege die Hoheit über die Kulturförderung bei den Kantonen; der Bund unterstütze bloss einige „Leuchtturmprojekte“.

Der Gesetzesentwurf des Bundesrats wird derzeit von der Kommission für Wissenschaft, Bildung, Kultur und Sport bearbeitet. Brigitte Mader erkundigt sich bei Felix Müri, SVP-Nationalrat und Kommissionsmitglied, nach dem Stand der Diskussionen. Die Arbeit sei sehr mühsam, sagt dieser. Die Vorlage strotze vor Formulierungen wie „der Bundesrat kann… fördern“. „Solche ‚Kann-Formulierungen‘ wollen wir nicht im Gesetz haben.“ Es sei aber schwierig, diese auszudeutschen. In den Diskussionen prallten unterschiedlichste Ansichten dazu, was gefördert werden soll, aufeinander. „Das Gesetz ist 36 Seiten dick, vor allem wegen der vielen Forderungen der Linken“, sagt Müri. Und er mahnt: „Es macht keinen Sinn, alles ins Gesetz hinein zu packen. Der Kuchen wird dadurch nicht grösser.“ Doch auch die SVP taktiere, gesteht er später ein, und packe viel in den Text, so etwa die Unterstützung der „Volkskultur“. Die Vorlage sei überladen. „Und am Schluss lehnen wir sie alle zusammen ab. Das ist besser als ein Gesetz des Gesetzes willen.“ Schliesslich funktioniere die heutige Förderung „nicht schlecht“.

Nicht nur die Stellungnahme der SVP zum Entwurf des Bundesrats sei vernichtend ausgefallen, sagt Brigitte Mader, sondern auch diejenige der Grünen. Der Grundsatz des Gesetzes sei gut, sagt Aline Trede, Vizepräsidentin der Grünen. In den Verhandlungen habe das Gesetz aber stark eingebüsst. „Die Sozialversicherung für die Kulturschaffenden etwa muss gewährleistet sein.“ Auch die Kulturschaffenden seien mit der Vorlage nicht zufrieden, stimmt Hans Läubli in den kollektiven Blues ein. Die Aufgabe der Kommission müsste nun aber sein, sich im Gestrüpp der Anträge zurecht zu finden und den Entwurf zu verbessern. Stattdessen habe die Mehrheit der SVP-Kommissionsmitglieder – 7 der 9 Gegenstimmen stammten aus der Partei – sich gegen ein Eintreten ausgesprochen. „Mit solch einer Vorlage kommt man einfach nicht in die Kommission“, rechtfertigt Felix Müri das Vorgehen. „Der Bundesrat hat schlechte Arbeit geleistet.“

Dass die Vorlage des Bundesrats ungenügend war, darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Und auch in einigen Punkten anderen Punkten: Alle sprechen sich für mehr soziale Sicherheit für die Künstler aus. Wichtig sei auch, dass das Gesetz nicht zu einer „Sparvorlage“ werde – auch nicht indirekt für die Kantone und Gemeinden: Es müsse garantiert werden, dass – sobald der Bund Kultur aktiver fördert – sich nicht die bisherigen Förderer drückten.

Fitzgerald und Rimini Michael Stauffer liest sein Klagelied

Nach der Diskussionsrunde und einem zweiten Text von Fitzgerald & Rimini tritt der Autor Michael Stauffer auf – und klagt die Medien an: „Dass es keine politischen Autoren mehr gibt, ist eine infame Unterstellung.“ Richtig sei: Die Journalisten ignorierten die Autoren weitgehend. Sie suchten bloss das Offensichtliche und Plakative. Auf differenzierte Meinungen hingegen gingen sie nicht ein. Die Journalisten könnten nicht 10 Jahre nichts fragen – und den Autoren dann vorwerfen, sie äusserten sich nicht, wettert Stauffer, bevor der Kulturminister und sein Staatssekretär die Veranstaltung mit dem Schweizer-Psalm auf Tuba und Akkordeon beschliessen.

Simon Chen führt mit launischen Moderationen durchs Programm Der Kulturminister spielt Tuba

Dieser Artikel entstand auf eine Einladung des Kulturministers hin. Der Autor kriegte dafür einen kostenlosen Eintritt, ein Bier und hofft – wie üblich bei solchen Jobs – auf jede Menge Ruhm und Ehre. 😉

Bratwurst, Bratwurst, Bratwurst

Hungrige Fussballfans haben keinen Grund zum Jubeln: Das kulinarische Angebot rund um die Uefa-Euro-2008-TM-Fanzone ist enttäuschend. An den Imbiss-Ständen auf dem Bärenplatz gibts Bratwurst, Bratwurst, Bratwurst – je nach Grösse des begleitenden Stücks Brot zwischen (Irrtum vorbehalten) 6.50 und happigen 8.50 Franken. Fortan werde ich für den Match nach der Büetz wohl im Restaurant einkehren müssen.

Eine löbliche Ausnahme scheint auf den ersten Blick der Vatter zu sein. Dort gibts Pita in zwei Varianten: eine vegetarisch, eine mit Chili con carne. Und das zu einem sagenhaft günstigen Preis von 4.50 beziehungsweise 6.50 Franken. Bloss: Kaum ein Fussballfan dürfte von diesem Apéro-Häppchen satt werden.

Pita

Wie wäre es, liebe Verpfleger, mit etwas mehr Fantasie und etwas weniger Abriss? Gestern etwa hätte ich gerne ein spanisches Mahl bestellt. Und vielleicht hätte ich zum Apéro sogar an etwas Schwedischem geknabbert.

Das ist Andi

Andi Jacomet, Erfinder des Reziblogs

Das ist Andi, der Erfinder des Begriffs Reziblog. Er knipst jeden Blogger, der ihm zufälligerweise vor die Linse stolpert. Und der hat dann gefälligst zurückzuknipsen und zu rezibloggen. Zwei Minuten nach Andis Schnappschuss war dann meine Kamera auch bereit. Andi posierte nochmals. Und eine gute Woche nach der zufälligen Begegnung am Bahnhofsfest steht nun endlich auch der Beitrag dazu online. Sachen gibts.

lichTRaum

Variaton in Aktion

Heute war die Hauptprobe. Morgen Mittwoch und übermorgen Donnerstag finden nun die beiden Konzerte des Projektorchesters Variaton in der Dampfzentrale Bern statt. Die Raumgestalterin Linda Pieri hat die optischen Akzente gesetzt. Und Lichtdesigner Markus Brunn taucht den Turbinensaal ins stimmige Licht.

Für Interessentinnen und Interessenten: Abendkasse ab 19.30 Uhr (erste Kategorie Fr. 30.–, zweite Kategorie Fr. 16.–), Türöffnung um 20 Uhr. Die Plätze sind nicht nummeriert.

Impressionen vom Bahnhofsfest

Das Berner Bahnhofsplatzfest

Heute wurde der neu gestaltete Berner Bahnhofsplatz mit einem grossen Fest eingeweiht. Einige Impressionen:

Schmezer am Singen Grosses Publikum

Ueli Schmezer hatte mit Matter Live einen seiner offenbar grössten Auftritte. Das Konzert von Tomazobi liessen wir aus, da es in der Bahnhofsunterführung zu viele Leute beziehungsweise eine zu schwache Verstärkeranlage gab.

Kinder im Altersheim

Für einmal brachten Kinder viel Leben ins Altersheim Burgerspital.

Stein des Anstosses

Der ehemalige Stein des Anstosses ist zur bunt beleuchteten Attraktion hinter Glas geworden – gut geschützt vor allen Pennern, Alkoholikern und ungehörigen Absitzern.

Des Baldachin erster Test

Als es während einiger Minuten regnet, sehen plötzlich auch diejenigen Leute, die damals „Nein“ gestimmt haben, einen Vorteil im Baldachin.

Span beim Konzert

Span spielen sich am Abend in einem langen Konzert die Finger wund. Trotz einiger Gastauftritte von anderen Sängerinnen und Sängern scheinen die Berner erst langsam in Partylaune zu kommen. Vielleicht gehen sie beim nächsten Fest mehr ab. Und dieses steigt schon bald…

Vortrag "Weblogs"

Gestern hielt ich ein Referat zum Thema Weblogs bei der Berner Public Relations Gesellschaft. Ich habe darin erklärt, was Weblogs sind. Und ich habe aufzuzeigen versucht, weshalb Weblogs für PR-Leute ein Thema sein müssten. In drei rund 20 Minuten dauernden Workshops gaben wir anschliessend einige Tipps für die praktische Arbeit mit Blogs.

Eine detailliertere Zusammenfassung zur Veranstaltung erscheint auf der Website der BPRG. Hier schon mal die Folien zu meinem Vortrag und zu meinem Workshop:

Nicht mein Ding II

Pauken-Pedal

Am Variaton-Orchesterwochenende haute ich mal wieder auf die Pauke. Und ich nervte mich mal wieder über das Kipppedal-System von Adams. Stellte ich auf der höchten Pauke ein B ein und nahm ich den Fuss vom Pedal, rutschten Pedal und Stimmung auf ein D hoch. Dabei habe der Burri die Timpani doch erst gerade revidiert, sagte Mitschläger Fritteli. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mit der Stimmvorrichtung von Adams-Pauken zu kämpfen habe. Meiner Minung nach ist die Stimmvorrichtung bei Premier-Timpani, bei denen das Pedal einrastet, weitaus zuverlässiger.

Ich habe das B natürlich doch gespielt. Oder besser: Ich habe ungefähr ein B gespielt, denn ich liess während des Paukens die Sohle auf dem Pedal und stimmte ad-hoc Fussgelenk mal Pi.

Apropos: Wer das hören will, besucht eines der beiden LichTRaum-Konzerte von Variaton am 4. oder 5. Juni in der Dampfzentrale Bern. Der Vorverkauf im Krompholz hat begonnen.

Das Mondexperiment, Teil I

Vor einigen Tagen ist in der Berner Zeitung mein Artikel zum Einfluss des Mondes auf Natur und Mensch erschienen (s. Raubt der Mond uns den Schlaf?). Die Ratgeber-Autorin Johanna Paungger-Poppe gibt darin Tipps, wie man die Kraft des Mondes am besten nutzt. Und Zweiflern schlägt sie ein Experiment vor:

Man lege bei zunehmendem Mond eine weisse, stark verschmutzte Socke in ein Becken mit Seifenwasser und lasse sie ohne zu schrubben darin liegen. Einen Tag später schaue man nach, wie schmutzig das Wasser ist, und wie schmutzig die Socke. Dieses Experiment wiederhole man vierzehn Tage später bei abnehmendem Mond.

Leider habe ich die weissen Socken aus meiner Jugendzeit längst aus dem Kleiderschrank verbannt, und von den Füssen sowieso. Ich versuche es mit einem T-Shirt (mit dem Aufdruck „Universität Freiburg“). Dieses wurde im Brunnen vor dem Tore etwas befeuchtet und dann durch den Dreck einer eingetrockneten Pfütze gezogen.

Schmutzige Wäsche

Ich habe die schmutzige Wäsche um 11 Uhr am letzten Montag – also noch vor Vollmond – in eine Schüssel mit kaltem Wasser und etwas Waschmittel gelegt. (Nein, eine grössere Schüssel hatte ich leider nicht zur Hand; vielleicht schaffe ich bis zum nächsten Vollmond eine an.)

Die Wäsche

Einundzwanzigeinhalb Stunden später habe ich das T-Shirt aus dem Wasser genommen.

Stunden später... Das schmutzige Wasser Das noch immer schmutzige T-Shirt

Zur Experimentskritik: Besser wäre gewesen, ich hätte den Versuch einen Tag früher gemacht. Dann hätte das ganze Experiment bei zunehmendem Mond stattgefunden. Jetzt lag das T-Shirt nach dem Vollmond noch rund fünf Stunden unter Einfluss des abnehmenden Mondes im Wasser.

Wie sieht das T-Shirt und das Wasser wohl nach dem selben Vorgehen bei annehmendem Mond aus? In eineinhalb Wochen folgt der zweite Teil des Mondexperiments. (Man würdige diesen schon fast seifenopernmässigen Cliffhanger.)