Schon 20 Jahre…

Es war im Jahr 2000: Kurz nachdem ich das erste Studienjahr abgeschlossen hatte, durfte ich bei der Berner Zeitung ein Praktikum machen. Seither arbeite ich dort beziehungsweise bei der Tamedia. Ich könnte nun rapportieren, was in diesen 20 Jahren alles passiert ist, räsonieren und schwadronieren. Da ich in dieser Sache aber höchst befangen bin, drucke ich lieber die Laudatio ab, mit der mich mein Chef überrascht hat. Merci vielmal, Dominik.

Als Mathias Born vor 20 Jahren bei der Berner Zeitung zu schreiben anfing, war die Welt eine andere: This, wie ihn viele nennen, verfasste zum Beispiel Artikel über die damals kritisierte Ausstattung der Schulen mit Computern oder den empfohlenen Gebrauch von Laptops an Universitäten. Er warnte vor Computerwürmern, stellte in der Zeitung die ersten kabellosen Computermäuse vor und testete für die Leserinnen und Leser die neusten DVD-Brenner.

Bei der Berner Zeitung durchlief This mehrere Stationen – doch Dreh- und Angelpunkt seines Schaffens blieben Digitalthemen. Daneben betrieb er lange Jahre den Blog Webflaneur, in dem er den Leserinnen und Lesern die Irrungen und Wirrungen des World Wide Web näherbrachte.

Vor einigen Jahren wurde This Teil des Datenteams von Tamedia –  nachdem er sich an der Columbia University in New York das Rüstzeug zum Programmieren geholt hatte. Seither sorgt er mit seinen  Geschichten immer wieder für Furore – etwa, wenn er mit automatisierten Analysen belegt, dass die SBB bei den Spartickets Kundinnen und Kunden gewisser Regionen benachteiligen. Oder wenn er Zählstellen an den Autobahnen anzapft, um Autos zu erfassen, die trotz Corona-Krise Richtung Gotthard unterwegs sind.

Wenn This etwas liebt (nebst seinem unsäglich komplizierten Linux-Computer natürlich), dann sind es Sensoren. Stört ihn der Baulärm in der Nachbarschaft, baut er flugs ein Messgerät zusammen (vermutlich ist er auch der einzige Journalist, der löten kann), setzt es auf den Fenstersims, lässt es einige Tage laufen – und schreibt dann einen Artikel darüber.

This ist ein klassischer Early Adopter. Und manchmal seiner Zeit sogar voraus. Wie 2011, als er in der Grippezeit einen aus heutiger Sicht visionären Selbstversuch wagte, sich eine Maske übers Gesicht zog und so zur Arbeit ging. Natürlich liess This auch Daniel Koch (heute besser bekannt als Mister Corona) zu Wort kommen. Kochs sagte damals: «Das Problem ist, dass auf Unverständnis stösst, wer eine Hygienemaske trägt. Und wir können keine Massnahme empfehlen, die aus kulturellen Gründen abgelehnt wird. Zudem brauchen wir dafür zuerst wissenschaftliche Evidenz.»

This’ jüngster Streich ist ein Roboter, der automatisch einen Text generiert, wenn die Aare in Bern eine gewisse Temperatur überschreitet. Auch dieser Roboterjournalismus dürfte immer wichtiger werden.

Diesen Erfindergeist und Einfallsreichtum schätzen wir sehr an This. Wir freuen uns auf viele weitere Taten von ihm.

Dominik Balmer

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