Eigentlich wollte er übers Surfen schreiben. Doch dann schwappte die Flut über die Kanalmauer. Der Wasserstrom floss in den Keller, und der elektrische stockte. Der Zeitungsblogger sollte an jenem Tag nicht mehr netzwerken können. Er kam ins Schwimmen. Denn ohne Netz gibts keine Weblogs. Und die Zeit bis zum Abgabetermin verfloss rasch.
Tags darauf im trockenen Büro: Der Zeitungsblogger will wissen, was andere erlebt haben. Er surft zu einem Weblog-Verzeichnis, schmökert in den Schilderungen seiner Mitbloggerinnen und Mitblogger. Ihr Sohn könnte aus seiner Loge in die Aare hechten, schreibt Edithrina Rinaa. «3rd male: 10» sei in der Schule gewesen, als die Aare gekommen ist, schildert 2nd, female: 35. Der Kleine habe seine Sachen packen und zu «den Grossen» hinauf gehen müssen, während die Aare den Raum mit brauner Sosse gefüllt habe. Otto Normal sinniert in Gedichtform, die einen hätten «ein wenig zu viel, die anderen viel zu wenig» Wasser. Leu macht, wie er selbst schreibt, «einen auf Schröder» und nutzt das Hochwasser für seinen «Wahlkampf zum Kulturminister»: Er wettert über die untätigen Behörden. Ghost enerviert sich über einen Feuerwehrmann, der ihm das Knipsen verbieten wollte. Orli zeigt Fotos aus Thun und Bern, und Roland die Überschwemmung von der Brücke aus und die Gucker darauf.
Der Berner Zeitungsblogger ist ernüchtert: Fotos hat er viele gefunden, Geschichten nur einzelne. Deshalb erzählt er nun eine eigene: Seine Nachbarn beugen sich über die Balkonbrüstung, starren verdattert ins trübe Wasser. Plötzlich rufen sie überrascht aus: «Wir haben einen Fisch im Garten.»
Meine Kolumne Weblog erscheint wöchentlich im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 24. August 2005 in der BZ sowie auf Espace.ch veröffentlicht. Einige Tage nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf borniert.com.
Schau dir mal die Bilder aus dem Litte Jig Records Büro an: http://www.littlejig.com/
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und das „No Comment :-(“ am Schluss macht wohl deutlich, wie es auch den anderen Direktbetroffenen geht: Die haben schlicht keine Energie, um Geschichten zu erzählen.
Was sag ich da, hast’s ja gerade selbst erlebt… hoffentlich werden deine siebensachen nicht weggespült!
Otto bedankt sich für die schmeichelhafte Einordnung seiner Texte als Gedichte und wünscht dem Zeitungsblogger, dass er seine Wohnung bald wieder beziehen kann. Hier der direkte Link zum zitierten Text
Erst heute gesehen, dass ich ja in der Zeitung war. Leider keine Zeit gehabt das Hochwasser wahlpolitisch zu missbrauchen. Aber dennoch, wählt mich
Danke für die Gratis-Werbung in der BZ. Hab es erst heute gesehen, dass meine Site gabaglio.com dort erwähnt wurde.
Werde in Zukunft ein Aug auf deine Kolumne in der BZ werfen.