Thomas darf trotzdem kommen

borniert

Hättest du dies geahnt, lieber Thomas, du hättest dich damals ganz und gar borniert gegeben: Am Freitag feiert Borniert.com ein Jahr Weblog und zugleich einen Mini-Relaunch. Darauf stösst This mit seinen treusten Leserinnen und Lesern an, am Freitag, dem 3. Februar, um 21.03 Uhr in der Turnhalle im Progr. Und falls du, Thomas, es dir mittlerweile anders überlegt hast und reumütig antanzest, kriegst du auch ein Bier – trotz allem.

(Solltest du nicht Thomas sein, freue ich mich umso mehr aufs Anstossen mit dir. Bist du dabei?)

Weblog: Alle casten Pod

Freund Tonjäger ist kaum noch zu bremsen. Er zieht die Tastatur zu sich. «Melanie C», tippt er im Adlersystem, drückt auf den Suchknopf, spielt den Hit an – jene paar Sekunden, die er anhören kann, bevor er zur Kasse gebeten wird. «Gwen Stefani» tippt er, «Mary J Blige» und «Fanta 4». Hätte der Berner Zeitungsblogger dem Freund Tonjäger nicht zackig die Tasten unter den zuckenden Fingern weggezogen – er hätte den halben Musikshop leer gekauft. Er sei nicht zum Shoppen da, gibt der Zeitungsblogger nun den Ton an. Er sei da, um den Rechner auf Vordermann zu bringen, und dem Tonjäger ein Update zu geben. Und nun wolle er ihm einen Podcast zeigen.

«Einen Podwas?», fragt der Tonjäger. Ein Podcast sei – grob gesagt – eine abonnierbare Radiosendung, doziert der Zeitungsblogger. «Und was bringt das?», unterbricht ihn der Tonjäger. Für ihn als Pendler seien Podcasts praktisch, fährt der Zeitungsblogger fort: Bevor er aus dem Haus gehe, stöpsle er den Musikplayer an den Rechner. Die abonnierten Sendungen würden dann automatisch darauf kopiert. «Ist das kompliziert?», fragt der Tonjäger. «Das schaffst auch du», kontert der Zeitungsblogger. In iTunes – der Software, die er soeben installiert habe – könne er Podcasts ganz einfach abonnieren. Mit Progrämmchen wie RSS-Owl, Juice oder jPodder sei es kaum komplizierter. «Schau», sagt er – und abonniert rasch das Echo der Zeit.

Freund Tonjäger ist begeistert. Er schnappt sich das Keyboard, abonniert den Podcast aus der Bundesrats-WG von Radio 24, und den nigelnagelneuen von Capital.fm. Er hätte auch gleich «International» und «Heute Morgen» von Radio DRS abonniert, und vom Fernsehen die Kassensturz– und MTW-Videos. Er hätte sich bei der BBC Reportagen der Korrespondenten geholt, bei CNN die News, bei NPR den Hintergrund und bei RFI das «Journal en français facile». Er hätte sich Weltwoche-Artikel vorlesen lassen, den Künstlergesprächen auf Artcast gelauscht. Irgendwann hätte er die Musik auf Netzlabels wie Starfrosch entdeckt. Und dann hätte der Zeitungsblogger plötzlich nichts mehr gehört von Freund Tonjäger. Deshalb nimmt er die Maus wieder selbst in die Hand und sagt: «Und nun zeige ich dir, wie du übers Internet telefonieren kannst.»

Doch auch dem Zeitungsblogger lassen die Podcasts keine Ruhe. Alle casten Pod, sinniert er beim Heimpedalen, bloss er tippe Textchen. Das müsse sich ändern, beschliesst er. Und deshalb macht er nun auch einen Podcast – demnächst in seinem nigelnagelneuen Weblog.

Meine Kolumne Weblog erscheint alle 14-Tage im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 25. Januar 2006 in der BZ veröffentlicht und steht auch auf Espace.ch. Nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf Borniert.com.

Weblog: Berns erste Strasse

«Gestatten Sie: B. Z., der Erbauer von Bern.» So könnte er sich nun inskünftig vorstellen, sinniert der Berner Zeitungsblogger. Er hat sein Notebook eingeschläfert und sich hingelegt. Schlafen kann er aber nicht. Er ist noch ganz aus dem Häuschen. Denn er hat eben gerade seine erste Strasse gebaut – die erste Strasse in der Stadt Bern überhaupt.

Doch der Reihe nach: Der Berner Zeitungsblogger hat jüngst mit einem Navigationsgerät herum gespielt. Irgendwann hat er entdeckt, dass er seinen Magellan vom Navigator zum Routenplaner befördern kann, wenn er ihm ein Speicherkärtchen unterschiebt. Bloss: Günstig sind solche Kärtchen mit Kärtchen nicht. Deshalb hat er einen Plan ausgeheckt: Würden viele Nutzer die Koordinaten, die ihre Geräte aufzeichnen, zusammenlegen, entstünde eine Karte. Weshalb sollte bei Strassenkarten nicht auf funktionieren, was mit der Wikipedia bei Enzyklopädien klappt? Doch dann hat er entdeckt: Andere hatten die selbe Idee schon, in Deutschland etwa Opengeodb und Gpspunkte. Auf dem besten Weg ist aber das Community-Projekt Openstreetmap, urteilte er.

Es war am Nachmittag: Der Zeitungsblogger kurvte auf seinem quietschenden Velo durch die Stadt. Magellan sass festgezurrt auf dem Lenker und sammelte eifrig Daten. Wieder zuhause brachte der Zeitungsblogger die gesammelten Koordinaten mit dem Hilfsprogramm, das er auf GPS-Babel aufgestöbert hatte, in die richtige Form. Dann kopierte er sie auf den Rechner von Openstreetmap. Wenig später war das Satellitenbild der Stadt Bern mit gelben Punkten übersäht – dort, wo der Zeitungsblogger durchgekurvt war. Zwei Punkte verband er zu einer Strasse und gab ihr ihren Namen. Zugegeben: Das Prozedere ist etwas gar umständlich und die Website nicht ganz ausgereift. Aber sein Plan funktionierte. Die Londoner haben auf diese Weise bereits eine erstaunlich detaillierte Strassenkarte aufgezeichnet.

Nun ist also auch in Bern der erste Pflasterstein gelegt, sinniert der Berner Zeitungsblogger. Dann döst er ein. Und er träumt von seinen vielen, vielen bunten Punkten, die nun zu Strassen verbunden werden können – von irgendwem.

Meine Kolumne Weblog erscheint alle 14-Tage im Bund Showtime der Berner Zeitung. Der oben stehende Text wurde am 11. Januar 2006 in der BZ veröffentlicht und steht auch auf Espace.ch. Nach der Publikation erscheinen die Weblogs jeweils hier auf Borniert.com.